Ära Barstorfer

Zu dieser Zeit hatten sich in den Stadtrandgebieten Haibach und Auerbach sowie bei der Kolpingfamilie ebenfalls Musiker zusammengeschlossen. Im Stadtgebiet entstand unter der Leitung von Sepp Barstorfer die Blaskapelle Barstorfer und das Passauer Tanz- und Unterhaltungsorchester. Allem Anschein nach sollte eine Stadtkapelle Passau nicht aus den Kinderschuhen herauswachsen können.

Sepp Barstorfer gelang es aber nach einigen Mühen eine neue Stadtkapelle aufzubauen, wobei die bis dahin gewachsenen Kapellen ihre Selbständigkeit behalten sollten.

Am 16. April 1957 wurde die Stadtkapelle Passau e.V. gegründet. Als Vorsitzender wurde der damalige Bundestagsabgeordnete Carl Prennel gewählt, die musikalische Leitung und Geschäftsführung wurde Sepp Barstorfer übertragen.

Schon am 19. Mai 1957 gab die Stadtkapelle Passau e.V. ihr erstes Standkonzert, bei dem 40 Musiker ihr Instrument erklingen ließen.

Nun erstrahlte die Kapelle in neuem Glanz, es folgten zahlreiche Standkonzerte auf dem Passauer Rathausplatz und dem Residenzplatz, eine Rundfunkübertragung und weitere Auftritte, die zeigten, welches Klangpotential in den Passauer Musikern steckte.

Vielleicht war es ja gerade ihre erklärte Devise, die eine solche Musik zum Leben erweckte:
"Wir musizieren zu unserer eigenen Freude und zur Freude unserer Mitmenschen!"

Der Eintritt in den Musikbund von Ober- und Niederbayern im Jahre 1958 verfestigte den Schritt zu einer dauerhaften Existenz der Stadtkapelle Passau e.V. In diesen Jahren schwankte die Mitgliederzahl der Kapelle zwischen 30 und 65 Mitgliedern. Auch andere musikalische Vereinigungen Passaus wurden durch die Musikanten der Stadtkapelle gerne unterstützt.

Ein besonderer Höhepunkt war die Mitwirkung von Musikern bei der Wiener Eisrevue, die 1958 in der Nibelungenhalle uraufgeführt wurde. Zu Robert Stolz, der auch bei der Einstudierung anwesend war, entwickelte sich eine enge Freundschaft und so gastierte die Eisrevue jährlich in Passau. Musiker der Stadtkapelle gehörten zum ständigen Revue-Orchester.

Durch Hafenkonzerte, die vom bayerischen Rundfunk übertragen wurden, und auswärtige Gastkonzerte machte sich die Stadtkapelle nicht nur in ihrer Heimat einen Namen. So war es nur selbstverständlich, dass die Stadtkapelle auch bei der sich anbahnenden Städtepartnerschaft mit Cagnes sur Mer in Frankreich ihren Teil beitrug und die französische Delegation mit einem Sommernachtskonzert auf dem Rathausplatz begeisterte.

1974 sollte für die Stadtkapelle ein weiteres Jahr der Prüfung sein, als der erst 54jährige Stadtkapellmeister Sepp Barstorfer verstarb. Durch seinen Tod konnte auch eine geplante Schallplattenproduktion nicht mehr verwirklicht werden.

Wieder einmal stellte sich die Frage, wie es weitergehen sollte. Die Musiker waren sich jedoch einig, "Wir wollen weitermachen!"

Walter Männicke sollte die Stabführung übernehmen bis ein anderer Dirigent gefunden wurde.